Implantat für den Insulinhaushalt
"Blick" vom 12.8.2014 auf der Titelseite
ETH-Forscher erfinden Zellprothese gegen Diabetes
1. Epidemie Zuckerkrankheit
347 Millionen Menschen leiden weltweit an Diabetes oder «Zucker». Die Weltgesundheitsorganisation WHO prognostiziert, dass Diabetes die siebthäufigste Todesursache im Jahr 2030 sein wird. Aktuell leben in der Schweiz eine halbe Million Diabetiker.
2. Krankheitsbild
Sobald ein Diabetiker Hunger hat, kann er wegen Insulinmangels keine Glucose aus dem Blut als Energiequelle aufnehmen. Darum stellt er auf ein anderes Energiesystem um, der Fettspaltung. Diese verursacht eine lebensbedrohende Übersäuerung des Blutes.
3. Alles über den Säuregrad
Der Stoffwechsel funktioniert nur mit stabilem Säuregrad: Blut muss sich im neutralen pH-Bereich zwischen 7,35 und 7,45 einpendeln. Beta-Zellen messen den Glucosegehalt im Blut und geben Signale an den Insulinhaushalt, damit das Hormon den Wert ausgleicht.
4. Geniale Idee
Warum Diabetikern nicht neue Zellen implantieren, damit sich der Körper selber reguliert? Das fragte sich ETH Professor Martin Fussenegger. Er und sein Team spritzten zuckerkranken Mäusen «massgeschneiderte» Nierenzellen. Resultat: Die Zellen schlossen sich dem Blutkreislauf an. Sie messen jedoch die natürlichen Beta-Zellen, sondern den pH-Wert. Dennoch senden die «massgeschneiderten Nierenzellen» Signale zur Insulinproduktion – das Biosystem funktioniert selbständig, der Säuregrad stimmt.
5. Neue Hoffnung
Das Implantat für das menschliche Biosystem muss eine langwierige Prüfung durchlaufen. Ziel: Ein Diabetiker bekommt dreimal pro Jahr eine Kapsel mit massgeschneiderten Nierenzellen unter die Haut implantiert. Diese Prothese könnte die düstere Prognose der WHO zerschlagen.